Die Läuferkrankheit – Achillodynie

Im vorherigen Artikel habe ich euch von meinem Leidensweg durch die Diagnose „Haglundferse“ berichtet. Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist es wichtig, erste Anzeichen und Achillessehnenbeschwerden ernst zu nehmen. Doch was tut man, wenn die Sehne zwickt?

 

Was tun bei Achillessehnenschmerzen?


„Achillessehnenbeschwerden sind ohne Zweifel die am schwierigsten zu behandelnden Symptome der orthopädischen Medizin.“ Dieses Zitat des Sportmediziners Dr. Woo bringt es auf den Punkt. Achillessehnenschmerzen sind längst nicht nur unter Läufern verbreitet. Aufgrund vieler monotoner Bewegungsabläufe in den unterschiedlichsten Berufsgruppen, nimmt diese Art der „Erkrankung“ enorm zu.

 

Akute Achillessehnenbeschwerden


Zuerst ist es entscheidend zu identifizieren, ob die Schmerzen zu Beginn akut, also plötzlich, auftraten oder ob sie einen schleichenden immer stärker werdenden Verlauf nahmen. Bei akut auftretenden Beschwerden sollte zunächst von einem Arzt ein Riss oder Anriss der Achillessehne ausgeschlossen werden. Wobei hier ein Anriss sehr schwer zu diagnostizieren ist. Hier kann es ratsam sein, sich mehrere Expertenmeinungen einzuholen. Eine gute Selbstkontrolle bei akuten Schmerzen ist der Zehenspitzenstand. Ist dieser Aufgrund von zu starken Schmerzen nicht mehr möglich, kann hier eine Ruptur oder Teilruptur der Sehne vorliegen. Doch häufig können akute Achillessehnenschmerzen auch von einer überbeanspruchten Wadenmuskulatur ausgelöst werden. Zum Beispiel kann die Ursache ein Wadenkrampf am unteren Schollenmuskel sein, der einen starken Zug auf die Achillessehne ausübt und so die Schmerzen verursacht. Hier kann bereits ein leichtes Dehnen und ein gezieltes Training mit der Faszienrolle im Bereich der Wadenmuskulatur zur Schmerzlinderung beitragen. Auch die Behandlung der Plantarfaszie mit Hilfe eines Faszienballes oder einer eingefrorenen Plastiktrinkflasche, mit der man über die Plantarfaszie rollt, kann hier wahre Wunder vollbringen, vor allem dann, wenn der schmerzende Bereich eher am Fersenbein / Ansatz der Achillessehne liegt. Ein altbewärtes Hausmittel sind auch Kühle Wadenumschläge mit „Retterspitz“, welche zur Entspannung der Muskulatur beitragen.

Schleichend stärker werdende Achillessehnenbeschwerden


Weitaus schwieriger zu behandeln sind die Achillessehnenschmerzen, die anfangs noch leicht und erträglich sind und nach und nach immer stärker werden. Hier ist die Gefahr groß, dass diese Art des Krankheitsverlaufes erst sehr spät ernst genommen wird und bereits „chronisch“ ist. Hier ist es entscheidend, frühzeitig die Belastung zu reduzieren. Da Sehnen relativ schlecht durchblutet, jedoch eine gute Durchblutung zu einer schnelleren Heilung führt, ist es ein immer ein Balanceakt zwischen mäßiger Bewegung der Sehne, um die Durchblutung zu fördern, und Ruhe um die Sehne nicht noch weiter zu überlasten. Hier kann es sehr sinnvoll sein, auf alternative Sportarten auszuweichen (z.B. Schwimmen oder Radfahren). Zusätzlich kann ein gezieltes exzentrisches Krafttraining der Wadenmuskulatur sehr heilungsfördernd sein. Nach einer Studie der beiden deutschen Sportmediziner Dr. Frank Weinert und Dr. Sven Authorsen trägt die gezielte Einnahme folgender Mikronährstoffe zu einer schnelleren Schmerzreduktion der Achillessehne bei (Glucosaminsilfat, Chondroitinsulfat, Omega 3 Fettsäuren, div. Antioxidantien).

Studie nach Weinert / Authorsen


Die beiden Sportmediziner Weinert und Authorsen untersuchten in einer 4-monatigen Studie 136 Patienten, die unter Achillessehnenschmerzen litten. Diese Probanden wurden in 2 Gruppen aufgeteilt: einer Kontrollgruppe, die eine gängige Standardtherapie zur Behandlung von Achillessehnenbeschwerden absolvierten und einer Untersuchungsgruppe, die zusätzlich zu der Standardtherapie täglich die obengenannten Mikronährstoffe zugesetzt bekamen. Diese Nährstoffe nahmen Probanden mit dem Nahrungsergänzungsmittel „Orthomol Tendo“, welches in jeder Apotheke zu kaufen ist, zu sich. Ergebnis der Studie: beide Gruppen konnten ihre Achillessehnenschmerzen deutlich reduzieren, jedoch war die Schmerzreduktion der „Orthomol Patienten“ deutlich stärker, als bei den anderen Probanden. Somit kamen die Ärzte zu der Ansicht, dass die gezielte Einnahme der oben genannten Mikronährstoffe eine sinnvolle Ergänzung zu den gängigen Standartbehandlungsverfahren ist, um Achillessehnenschmerzen zu reduzieren.

Fazit bei akuten Beschwerden
  1. Belastung einstellen und P-E-C-H Regel anwenden (Pause – Eis – Compression – Hochlagern)
  2. Ruptur bzw. Teilruptur durch Arzt ausschließen
  3. Bei Wadenkrämpfen leichtes Dehnen und Faszientraining
  4. Wadenwickel und entzündungshemmende Salben verwenden
  5. ein bis zwei Tage Sportpause und je nach Befinden langsam wieder mit Alternativtraining beginnen
Fazit bei schleichend stärker werdenden Beschwerden
  1. Belastung reduzieren und ggf. auf Alternativtraining umsteigen
  2. exzentrisches Krafttraing der Wade (min. 2x täglich 3×15 Wiederholungen)
  3. ggf. oben genannte Mikronährstoffe einnehmen (Orthomol Tendo oder Nährstoffe zusätzlich über die Nahrung aufnehmen)
  4. zusätzlich leichtes Faszientraining mit der Faszienrolle

Im Video dargestellt:

1. Faszientraining der Wadenmuskulatur (Schollenmuskel)
2. Faszientraining der Plantarfaszie (mit eingefrorener Trinkflasche)
3. exzentrischen Krafttraining der Wadenmuskulatur (beidbeinig konzentrisch – einbeinig exzentrisch


Quellen:

  • Knobloch (2016): Die schmerzhafte Achillessehne. Chirugische Allgemeine. Zeitung für Klinik und Praxis. Kader Verlag. Heidelberg
  • Weinert / Authorsen (2010): Klinische Wirksamkeit einer supportiven Ernährungstherapie bei Patienten mit Tendopatie. Ernährung & Medizin. Verband für Ernährung und Diätetik, Medizinverlage Stuttgart.