Schockdiagnose „Haglundferse“! Was nun?

Bereits seit meiner Jugend habe ich immer wieder mit Achillessehnenbeschwerden zu kämpfen. Meist nach einer sehr intensiven Trainingsphase zwickt die Sehne mal mehr, mal weniger. In der Regel sind die Schmerzen jedoch nach ein paar trainingsschwachen Tagen wieder weg. Nicht so im Herbst 2012. Selbst nach mehreren Wochen Ruhe und trainingsfrei hielten sich die Achillessehnenschmerzen hartnäckig. Auch sämtliche allgemeinmedizinischen Maßnahmen blieben erfolglos (Druckentlastung, Kälte-/Wärmebehandlung, Dehnen, Massagen oder diverse Salben). Als nächster Schritt versuchte ich mir von anderen Ärzten und Orthopäden neue Hilfe und Ideen zu holen, jedoch auch hier kein nachhaltiger Erfolg. Egal ob Fersenkeile oder Akkupunkturbehandlung nichts konnte die Schmerzen der Achillessehne auf Dauer lindern. Einige Ärzte empfahlen mir sogar komplett mit dem Laufen aufzuhören. „Es ist halt nicht jeder Körper für den Sport geeignet“, war so die krasseste Aussage, die mir noch im Kopf blieb. Doch als leidenschaftlicher Läufer stellte das für mich keine Option dar. Letztendlich las ich von einem Sporthopädikum, welches für die Behandlung von Sprunggelenksverletzungen sehr gelobt wurde. Einen Anruf später, bekam ich auch prompt einen Termin.

Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einem Röntgenbild / MRT später kam dann die erschreckende Diagnose: „Haglundferse“, oder wie es auf Fachchinesisch heißt: „chronische Achillotendinopathie, sowie eine Bursitis Tendinopathie und eine aktivierte Haglundexostose“.

 

Was ist eine Haglundferse?


Als Haglundferse wird eine Knochenanlagerung verstanden, die permanent die Achillessehne und den angrenzenden Schleimbeutel reizt. Hält dieser Zustand länger an, wird diese Reizung chronisch.
Da alle üblichen konservativen Maßnahmen bereits versucht wurden, habe ich mich letztendlich für die „Operative Methode“ entschieden. Ein etwas mulmiges Gefühl war es schon, nicht zu wissen, ob ich nach der Operation überhaupt wieder einigermaßen Laufen kann. Da dies aufgrund der Schmerzen jedoch ohne OP sowieso nicht mehr möglich war, blickte ich relativ positiv in die Zukunft. „Schlimmer kann’s ja nicht mehr werden“, war hier das Motto der Stunde. Denn kurz vor der OP waren die Schmerzen an der Sehne sogar so stark, dass ich nicht mal mehr Autofahren konnte, da mir das Drücken auf das Gaspedal höllische Schmerzen am Sehnenansatz verursachte.

Die OP verlief, Gott sei Dank, absolut problemlos und nach einer Nacht im Krankenhaus durfte ich auch schon wieder nachhause „humpeln“. Der Fuß war für 2 Wochen in einem sog. Vacupedschuh „eingepackt“. Während dieser Zeit durfte ich den Fuß nur mit ca. 20kg belasten. Es war also erst mal Krückengehen angesagt. Nach den 2 Wochen bekam ich eine weitaus komfortablere Schiene mit einem 3cm langen Fersenkeil, mit der ich den Fuß wieder voll belasten durfte. Von den Schmerzen her habe ich in den ersten beiden Wochen noch keine wirklich große Veränderung gespürt, im Gegenteil, anfangs hat erst mal der gesamte Fuß ziemlich weh getan. Aber mit der neuen Schiene „ging“ es, im wahrsten Sinne des Wortes, Tag für Tag besser. Nachdem ich auch diese Schiene nach weiteren 4 Wochen los war, spürte ich nur noch ein leichtes Ziehen an der Ferse.

Die ersten Laufschritte nach der OP


Ich erinnere mich noch, dass ich bereits wenige Tage nach dem ich meine Schiene abgelegt habe, bereits die ersten Meter gelaufen bin. Die ersten Wochen waren es zwar nur Distanzen unterhalb eines Kilometers und von der Geschwindigkeit her ca. viermal so langsam wie ich sonst gebraucht hätte, aber es ging schon wieder. Die ersten Wochen begleitete mich nach wie vor ein leichtes Ziehen an der Ferse, aber das wurde von Mal zu Mal besser. Auch die Distanzen wurden von Woche zu Woche wieder mehr. Meine OP war Anfang Februar 2013, bereits im Juli 2013 habe ich meinen ersten Wettkampf nach der OP absolviert: 5km Straßenlauf in 18:04 Minuten. Zwar noch deutlich langsamer als sonst, aber immerhin wieder ein flotteres Tempo und das wichtigste SCHMERZFREI – und das nach fast 2 Jahren andauernder Achillessehnenbeschwerden. Das hätte ich mir vorher kaum vorstellen können. Heute schmunzle ich nur noch, wenn ich an die Empfehlung bestimmter Ärzte denke, die mir geraten haben, mit dem Laufen aufzuhören.

Achillessehnenschmerzen immer ernst nehmen


Wenn ich jetzt nach knapp 5 Jahren später sagen würde, ich hätte seit dem her nie wieder Schmerzen an der Achillessehne gehabt, müsste ich jedoch lügen. Gerade wenn man anfällig für diese Art der „Sportverletzung“ ist, wird man immer wieder davon heimgesucht. Aber hier ist es wichtig diese Symptome ernst zu nehmen und der Sehne ihre Erholungszeit zu gönnen, damit es nicht wieder auf lange Sicht mit einer Operation enden muss. Ein weit verbreitetes Symptom bei Achillessehnenbeschwerden ist, dass man morgens beim Aufstehen sog. „Anlaufschmerzen“ hat und diese auf Dauer bei Belastung wieder nahezu verschwinden, jedoch nach der Belastung meist wieder verstärkt zurückkommen. Bereits in diesem Anfangsstadium sollten die Alarmglocken läuten. Erste Maßnahme sollte immer eine Reduktion der Belastung sein. Hier kann bereits ein Alternativtraining, welches die Sehne nicht zu stark belastet (wie Schwimmen oder moderates Radfahren) zur Linderung beitragen. Jedoch ist Prävention die Beste aller Methoden. Man sollte also bereits im „gesunden“ Zustand zusehen, dass man die Muskulatur im Sehnenbereich (Wadenmuskulatur) stärkt. Hier kann ein regelmäßiges propriozeptives Training wahre Wunder vollbringen. Was man genau unter dieser Art des Trainings versteht berichte ich euch in einem der nächsten Posts….

Fazit:

  • beim ersten Anzeichen von Achillessehnenschmerzen sofort die Belastung senken
  • die nächsten Tage auf Alternativtraining umsteigen (immer im schmerzfreien Bereich trainieren)
  • bei Schwellungen oder verdickter Sehne vorerst komplette Trainingspause einlegen und Schwellung kühlen und entzündungshemmende Salben verwenden
  • tritt nach mehreren Tagen keine Besserung auf, lieber zum Arzt oder Therapeuten gehen
  • wenn die Schmerzen wieder weg sind, Trainingsintensität langsam steigern
  • und ganz wichtig: IMMER POSITIV DENKEN – häufig kommt man nach einer Verletzung stärker wieder zurück als vor der Verletzung

 

Weitere Erfahrungen zum Thema „Achillessehnenbeschwerden“ folgt in einem der nächsten Beiträge…