Die Laufökonomie – ein fast vergessener Parameter

Die Laufökonomie wird in vielen Trainingsplänen oft sehr stiefmütterlich betrachtet, obwohl gerade für Langstreckenläufer dieser Parameter sehr entscheidend und einflussreich auf die Laufperformance sein kann.

 

Was ist überhaupt die Laufökonomie?


Viele Athleten setzen die Laufökonomie mit einem „schönen“ Laufstil gleich. Das allein würde aber dem Begriff der Laufökonomie bei weitem nicht gerecht werden.
Der Sportwissenschaftler und ehemalige Profiathlet Dr. Philo Saunders hat die Laufökonomie in einer seiner Studien folgendermaßen beschrieben. „Die Laufökonomie kann mit der Menge an verbrauchtem Sauerstoff bei submaximaler Laufgeschwindigkeit unterhalb der Laktatschwelle definiert werden.“ (vgl. Saunders P. 2004). Mit anderen Worten kann man also sagen, je schneller ein Athlet eine Geschwindigkeit im aeroben Energiestoffwechselbereich laufen kann, desto besser und effektiver ist seine Laufökonomie.

Welchen Einfluss die Laufökonomie tatsächlich auf eine Wettkampfleistung haben kann, konnte anhand einer Langzeitstudie mit der aktuellen Weltrekordhalterin im Marathon (Stand Mai 2018) Paula Radcliffe nachgewiesen werden.

Bei dieser Studie wurde die Athletin in ihren aktiven Jahren von 1992 bis hin zu ihrem Weltrekord im Marathon 2003 medizinisch begleitet. In all diesen Jahren war der VO2max Wert von Paula nahezu identisch. Ihre Laufökonomie hatte sich jedoch jedes Jahr analog zu ihren Marathonzeiten verbessert. Die Laufökonomie wurde hier wie folgt ermittelt. Paula musste jedes Jahr einen Laufbandtest bei etwa 16 km/h laufen, dabei wurde ihr verbrauchter Sauerstoff gemessen. Jedes Jahr verbrauchte die Athletin bei dieser Geschwindigkeit weniger Sauerstoff als im Vorjahr. Paula hatte also gelernt, effektiver und ökonomischer zu laufen und somit weniger Sauerstoff für eine bestimmte Geschwindigkeit zu verbrauchen (vgl. Jones, A. 2006).

Wer nun den Laufstil von Paula Radcliffe kennt, weiß, dass die Laufökonomie nicht ausschließlich etwas mit einem perfekten Laufstil zu tun haben kann. Hier geht es eher darum, wie viel Sauerstoff ein Muskel braucht, um eine bestimmte Leistung zu erbringen.

 

Was beeinflusst eine gute Laufökonomie?


Nach einer Studie des Sportwissenschaftlers Charles L. Dumke kam die Schlussfolgerung heraus, dass eine erhöhte passive Muskelspannung zu einer besseren Laufökonomie führe (vlg. Dumke C. 2010).

Da gerade intensives Krafttraining bekannt dafür ist, die passive Muskelspannung zu erhöhen, liegt hier die Vermutung nahe, dass gerade das Krafttraining die Laufökonomie eines Athleten verbessern kann.

Im nächsten Blog-Eintrag sehen wir uns die Trainingsmaßnahmen an, die für die Verbesserung der Laufökonomie verantwortlich sind.

Quellen:

  • SAUNDERS, P. (2004): Factors affecting running economy in trained distance runners. Belconnen. Adis Data Information BV.
  • JONES, A. (2006): The physiology of the world record holder for the women’s marathon. Devon. School of Sport and Health Sciences.
  • DUMKE, C. (2010): Relationship between muscle strength, power and stiffness and running economy in trained male runners. Montana. University of Montana.