„Unsere Kinder, die Supersportler“

„Ich glaube, mein Kind wird Marathonläufer“, diesen Satz habe ich schon sehr oft von verschiedenen Eltern gehört. Kinder spielen, laufen und toben den ganzen Tag, kein Wunder, wenn das ein oder andere Elternteil nicht mehr mithalten kann. Jedes Kind hat einen angeborenen Bewegungsdrang, den es unbedingt ausleben muss. Darum ist es sehr gefährlich, wenn Eltern ihre Kinder zu „Stubenhockern“ und „Computer- / Fernsehjunkies“ erziehen.

Von Geburt an ist jeder sportlich!

Dass Kinder schon sehr früh einen großen Bewegungsdrang haben, können bestimmt alle Eltern bestätigen. Einige Eltern haben jedoch Angst, ihr Kind zu überfordern und erziehen sie regelrecht zur Bequemlichkeit. Zur Schule geht‘s mit dem Auto, zum Essen gibt‘s Fast Food und zur Nachmittagsbeschäftigung wird das Kind mit einem Film oder Videospiel ruhiggestellt. So wird aus jedem Athleten schnell ein Couchpotato. Gerade beim Thema „Übergewicht bei Kindern“ sollten bei allen Eltern die Alarmglocken läuten. Hier sollten sich Eltern nicht aus falscher Scham verstecken, sondern sich schnell um professionelle Hilfe für ihr Kind kümmern. Das Gemeine an den Fettzellen ist nämlich, sie werden im Kinder- und Jugendalter sehr schnell und leicht gebildet, werden jedoch nie mehr abgebaut. Mehr dazu findet ihr hier. Doch so weit muss es nicht kommen, denn jedes gesunde Kind wird mit den idealen Voraussetzungen für ein gesundes Leben geboren.

Die Fachzeitschrift „Frontiers in Physiology“ veröffentlichte im April 2018 eine Studie, in der 8 – 12 jährige Jungen, untrainierte Erwachsene und Leistungssportler (Triathleten und Langstreckenläufer) untersucht wurden. Alle drei Gruppen mussten verschiedene Belastungstests auf dem Ergometer absolvieren. Dabei wurden die ausdauerrelevanten Komponenten (aerober Stoffwechsel, anaerober Stoffwechsel, Herzfrequenz und Laktatabbau) überprüft. Was nicht ganz so überraschend sein dürfte, war das Ergebnis, dass die Kinder in allen Bereichen besser abschnitten als die untrainierten Erwachsenen. Was jedoch zum Erstaunen führte, war die Tatsache, dass die Erholungsfähigkeit der Kinder auch besser war als die der Leistungssportler. Die Wissenschaftler folgerten dementsprechend, dass Kinder ermüdungsresistentere Muskeln zu haben scheinen als Erwachsene. Eine weitere Erkenntnis war, dass die Kinder mehr von ihren aeroben Speichern nutzen können und somit nicht so sehr ermüden. Dadurch erklärt sich auch, dass Kinder den ganzen Tag rumtollen können, wohingegen Erwachsene schon längst die Segel gestrichen hätten. Durch diese Studie wird deutlich, dass sich die Muskulatur im Laufe des Älterwerdens verändert. Interessant wäre hierbei zu erforschen, ob die typischen Alterskrankheiten, die wir im Laufe unseres Lebens erleiden, auch aufgrund dieser muskulären Veränderung auftreten.

Wie kann ich mein Kind sportlich fördern?

Leider gibt es auch immer wieder das Gegenteil der oben beschriebenen Eltern. Und zwar solche, die aus falschem Ehrgeiz ihre Kinder zu Elitesportlern trimmen wollen. Zwar besitzt jedes gesunde Kind von Geburt an die idealen Voraussetzungen, um Sport zu treiben, jedoch sollte man auch wissen, dass dauerhaft anaerobe Reize für Kinder nicht optimal sind. Gerade bei Kindern führt diese Art der sportlichen Belastung zu einer höheren Ausschüttung von Stresshormonen. Mit diesen Stresshormonen können Kinder weitaus schlechter umgehen als Erwachsene.

Kinder sollten spielerisch an die sportartübergreifenden Fähigkeiten wie Werfen, Fangen, Springen und aerobes Laufen herangeführt werden. Dabei sollten vor allem die koordinativen Fähigkeiten gefördert werden. Welche diese im einzelnen sind, darüber berichte ich in einem anderen Blogeintrag.

In diesem Sinne, auch wenn ihr als Eltern nicht zu den Sportskanonen zählt, ist zu sagen, dass es ist nie zu spät ist, um mit dem Sport und mit der regelmäßigen Bewegung zu beginnen. Es gibt doch nichts schöneres als gemeinsam mit seinem Kind die unterschiedlichsten Bewegungserfahrungen zu sammeln und dabei ganz automatisch fitter und gesünder zu werden.

Fazit:
– jedes gesunde Kind hat von Geburt an die idealen Voraussetzungen für den Sport
– regelmäßiger Sport kann dazu führen, verschiedenste Alterskrankheiten zu vermeiden
– Kinder sollten zu Beginn spielerisch und sportartunspezifisch gefördert werden
– für Kinder ist aerober Sport besser als anaerober Sport (was ist aerob / anaerob – hier erfahrt ihr es?)
– Eltern sind maßgeblich für die gesundheitliche Entwicklung ihrer Kinder verantwortlich

Quellen:

  • Sébastien Ratel – Metabolic and Fatigue Profiles Are Comparable Between Prepubertal Children and Well-Trained Adult Endurance Athletes. Frontiers in Physiology, 2018