Das „betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Will eine Firma oder ein Unternehmen in dieser stressigen, schnelllebigen Zeiten weiter bestehen, ohne von den verheerenden Folgen des demographischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels betroffen zu werden, kommt es nicht daran vorbei sich mit dem Begriff „BGM“ oder betrieblichen Gesundheitsmanagement
auseinander zu setzen. Wie im vorherigen Bericht beschrieben, tickt für unser Gesundheitssystem die Uhr. Deshalb ist es unumgänglich, dass auch Unternehmen
mehr Verantwortung übernehmen und somit sich aktiv um die Gesundheit und das Wohl ihrer Mitarbeiter einsetzen, um so ihre Belegschaft auch im Alter noch fit und leistungsfähig für die stressige und anspruchsvolle Arbeitswelt zu halten. Jedoch werben viele Unternehmen damit, ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu haben, ohne überhaupt zu wissen, was sich genau dahinter verbirgt.

Wie der Name „Gesundheitsmanagement“ schon sagt, handelt es sich hierbei um ein Managementsystem. Wie alle Managementsysteme arbeitet auch dieses nach den Prozessschritten PLAN – DO – CHECK- ACT. Leider beginnt bereits hier schon das Problem vieler Unternehmen. In vielen Betrieben werden häufig planlos irgendwelche Maßnahmen definiert, ohne sich zuvor Gedanken zu machen, welche Ziele man mit meinem BGM-Konzept konkret erreichen möchte und auch erreichen kann. Bevor man sich damit beschäftigt, welche BGM-Maßnahmen man einführen möchte, muss man sich mit den Prozessen und Problemen der jeweiligen Firma auseinandersetzen. Einfach eine BGM-Maßnahme eines anderen Betriebes zu übernehmen, ganz nach dem Motto, das hat bei denen gut geklappt, dann wird es auch für unsere Bedürfnisse optimal sein, ist hier keine gute Idee. Schon alleine deshalb macht es Sinn einen unabhängigen Gesundheitsbeauftragten zu ernennen, der sich dieser Aufgabe sehr objektiv annimmt. Häufig werden Gesundheitskonzepte von der Personalabteilung definiert. Leider eher mit dem Hintergedanken eine möglichst kostengünstige Werbemaßnahme zu entwickeln, als eine effizientes gesundheitsförderndes Konzept zu erstellen. Klar ist heuzutage, aufgrund des immer größerwerdenen Gesundheitsbewusstseins vieler Arbeitnehmer, ein Betrieb mit einem funktionierenden Gesundheitsförderungssystem attraktiver, als ein Unternehmen, welches sich nicht mit gesundheitsrelevanten Themen beschäftigt. Jedoch sollte das BGM nicht als Werbemaßnahme missbraucht werden, sondern seinem eigentlichem Ziel, der Gesundheitsförderung der Mitarbeiter, gelten. Hier ist es für Firmen essentiell ein festes Budget einzuplanen, welches man für gesundheitsrelevante Themen ausgeben möchte. Mit diesem kann ein ausgebildeter Gesundheitsmanager gezielte, realistische Ziele definieren, die mit gesundheitsfördernden Maßnahmen erreicht werden können.

Ein weiteres Problem vieler Firmen, die keinen ausgebildeten Gesundheitsmanager beschäftigen, ist es, dass sie sich meist nur auf einen Bereich der Gesundheitsförderung beschränken. Hier ein paar Sportkurse und da ein paar Vorträge zum ergonomischen Sitzen, hin und wieder mal einen Gesundheitstag ausrichten und fertig ist das sog. betriebliche Gesundheitsmanagement. Schneller und effektloser kann ein Unternehmen sein Budget für das BGM nicht zu Fenster rausschmeißen. Viele Firmen wissen gar nicht, dass der Bereich der Gesundheitsförderung sehr vielschichtig ist, und dass zu einem betrieblichen Gesundheitssystem mehr dazugehört, als „nur“ die Gesundheitsförderung.

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement hat ebenfalls großen Einfluss auf die Themen Arbeits- und Gesundheitsschutz und das Betriebliche Eingliederungsmanagement, zu denen der Arbeitgeber laut Gesetz verpflichtet ist. Zwar besitzen viele Firmen bereits aufgrund der gesetzlichen Notwendigkeit einen Fachmann für Arbeitssicherheit, jedoch setzt dieser sehr häufig seinen Fokus darauf, dass Sicherheitsaspekte im Arbeitsumfeld eingehalten werden und daraus resultierende Krankheiten / Verletzungen vermieden werden. Jedoch gilt es nicht nur Krankheiten zu vermeiden, sondern auch die Gesundheit der Mitarbeiter zu stärken, sei es körperlich oder psychisch. Wenn sich sinnvolle Maßnahmen aus all diesen Bereiche ergänzen, kann man große Synergieeffekte erzielen und sein BGM-Konzept deutlich effektiver machen.

Betrachtet man die betriebliche Gesundheitsförderung, gibt es auch hier zwei Bereiche, die zu betrachten sind. Die verhaltens- und verhältnisorientierte Gesundheitsförderung. Nur wenn ein Gesundheitsmanagement beide Bereiche abdeckt, können Maßnahmen und Ziele die innerhalb eines betrieblichen Gesundheitsmanagements definiert werden, effektiv erreicht werden.



Ein weiterer Punkt, der oft vernachlässigt wird ist der, dass BGM-Maßnahmen häufig nur von wenigen Personen definiert werden. Es ist jedoch entscheiden für den Erfolg eines betrieblichen Gesundheitsmanagement, dass hier mehrere Instanzen einer Firma mit eingebunden werden. So sollten auch Betriebsräte, Führungskräfte und Vorstände mit in den Innovationsprozess mit eingebunden werden und damit auch hinter den getroffenen Maßnahmen stehen. Gerade Führungskräfte nehmen hier eine entscheidende Rolle und Vorbildfunktion ein. Häufig fehlt es gerade an der Akzeptanz dieser Personengruppe, dass ein BGM-Konzept erfolgreich ist.

 

Wie sieht der Arbeitsalltag in Deutschland aus?


Die pronovaBKK hat 2018 eine Online Umfrage mit 1650 Arbeitnehmern gestartet und sie zum Thema Gesundheitsmanagement und Arbeitsalltag befragt. Interessant hierbei war es, dass 67% der Arbeitnehmer berichteten, dass es in ihrer Firma gesundheitsfördernde Maßnahmen gibt. Jedoch kam auch heraus, dass 4 von 10 Arbeitern keine regelmäßigen Mittags- oder Erholungszeiten wahrnehmen können. 62% der Befragten gaben an, dass es ihnen nicht möglich ist während ihrer Pausenzeiten gesund zu essen. Als Hauptbelastungsfaktor im Berufsalltag wurde zu hoher Termindruck genannt. Jeder zweite der befragten Arbeiter stufte seine Arbeit als „eher zu stressig“ ein. Rückenschmerzen, anhaltende Müdigkeit und permanente innere Anspannung werden als häufigste Beschwerden innerhalb der Belegschaft genannt. Jeder zweite Arbeitnehmer schätzt sein eigenes „Burn Out“ Risiko als mäßig bis hoch ein (vgl. „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2018“ PronovaBKK).

Fazit:
Auch wenn viele Unternehmen meinen, bereits ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement zu haben, zeigt der Berufsalltag in Deutschland, dass es noch einiges zu verbessern gibt. Hier ist es essentiell, dass ein ausgebildetes Team von Gesundheitsmanagern diese Aufgaben übernimmt. Gerade die Mitarbeiter eines Unternehmens sind das wichtigste „Gut“ einer Firma und mit genau dieser Wertschätzung sollten sie auch von den Arbeitgebern behandelt werden.


Quellen:

  • „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2018 – Arbeitnehmerbefragung. Februar 2018. PronovaBKK